Internetbuch unterwegs nach Israel

 

Willkommen bei unserer neuesten Idee, einem kostenlosen Buch, dessen Teile ihr zu einem Ganzen zusammenfügen könnt.

Wahrscheinlich bist du ganz zufällig hier gelandet, oder doch nicht? Oder du bist an der falschen Stelle oder was auch immer.

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Für alle die nicht mehr suchen möchten

unterwegs nach Israel, wie er bereits vernommen hat –, um nicht zu aufdringlich zu wirken.

Where do you get off?“, fragt der Japaner weiter.

I don’t know yet, probable at Saint-Germain-Des-Prés“, entgegnet er, um ihm nichts Handfestes zu geben.

´Man weiß ja, wohin das führt. Ein paar Fragen hier, ein paar Fragen da, und plötzlich will der Andere mit einem eine Duade bilden und gemeinsame Aktivitäten wie Vom-Boot-Gehen oder gar gemeinsames Essen vorschlagen. Nicht mit mir, Würstchen!´, denkt er.

I go outside!“, sagt ihm der Japaner und meint damit wohl die hinten am Boot liegende Open Air Terrasse.

Oh, ok, see you!“

´He hee. Die Rettung. Ich wäre zwar auch gerne auf die Terrasse gegangen, aber das lasse ich nun definitiv bleiben´, denkt er.

Er sieht ihn nicht wieder, obwohl er ein paar Mal unauffällig nach ihm Ausschau hält, während der restlichen Fahrt, um notfalls die Flucht zu ergreifen.

Yes, jetzt kann er endlich wieder in Ruhe denken und sich auf die Fahrt konzentrieren.

Das Boot weißt eng angeordnete Holzstühle auf, die Innenreihen bestehen aus Klappstühlen, um Platz zu sparen. Eine Art Glaskuppel, lediglich unterteilt mit weißen Stahlprofilen, überdeckt das ganze Boot. Eine große Terrasse am Bootsende ist dafür da, damit sich Japaner vor Europäern verstecken können.

Von seinem Klappstuhl sieht er auf das nördliche Seine-Ufer. Ihm gegenüber sitzt ein vermutlich spanisches Pärchen, sie mit riesen Blaselippen. Er notiert das in seinen Unterlagen: Gegenüber Pärchen. Frau mit riesen Blaselippen.

Sie wendet verwundert ihren Kopf zu ihm und scheint zu denken: ´Was schreibst du denn da, du Möchtegern-Schriftsteller?´

Er hebt seinen Kopf, wendet seinen Schreibblock, um die Schrift zu verdecken, und begutachtet interessiert das Gegenufer. Einige Minuten später ergänzt er: Blaselippen gucken ihn verwundert an.

Wirklich viel von Paris sieht man nicht vom Boot aus. Links und rechts starrt man an meterhohe Mauern. Sie sind von einem breiten Gehweg unterbrochen, von dem Steintreppen auf das Straßenniveau hinauf führen. Ganz Paris scheint aus dem gleichen hellgrauen Sandstein gebildet zu sein. Ein Gebäude ist pompöser, größer und prachtvoller als das nächste.

Die Fahrt wird vom konstanten Motorengeräusch, schreienden Kindern, hochschnallenden Klappstühlen und gelegentlichen Durchsagen in verschiedenen Sprachen begleitet.

Nach rund 30 Minuten Fahrt, geht er wie geplant bei Saint-Germain-Des-Prés von Bord. Zuvor vergewissert er sich aber sorgfältig, dass der Japaner nicht die gleiche Idee hat.

´Die Luft scheint rein, keine Spur von ihm´, denkt er.

Das ist so ziemlich das Ende seiner Ferien in Paris. Eigentlich recht gut so. Er ist etwas übersättigt von all den Sehenswürdigkeiten. Man gewöhnt sich doch sehr schnell an das hohe Niveau an Bauwerken, Bögen, Museen, Sexshops etc.. Sie versetzen einen nach einer Weile nicht mehr in Erstaunen, sind normal geworden. Er freut sich, wieder nach Hause zurückkehren zu können. Die ganze Auseinandersetzung mit seiner Vergangenheit war doch etwas qualvoll.

Er wollte einfach wieder in seinem eigenen Bett schlafen, ohne nachts aufzuwachen, in seiner Relaxecke ferngucken oder in Ruhe seine Lieblings-Webpages checken. Alles Sachen, an die man sich eben auch gewöhnt, doch die man bei Abwesenheit plötzlich vermisst und daheim wieder schätzt.

Er trottet dem Quai des Grands Augustins entlang und passiert dabei ein letztes Mal einige der dunkelgrünen Bücherstände. Sein Hotel erreicht er mit der 4 von Saint-Michel über Châtelet, mit der 1 bis Concorde und schließlich mit der 12.

Rund eine Handvoll Beamte blockieren bei Abbesses den Ausgang und machen eine Fahrscheinkontrolle. Er findet sein Billett irgendwo in seiner Jackentasche und darf passieren.

Die Gepäckausgabe ist ebenfalls unproblematisch. Der Mann an der Rezeption erkennt ihn vom Auschecken am Vormittag und weiß Bescheid. Bereits wenige Worte reichen, um seinen Koffer wieder zu kriegen.

Er entscheidet sich für den direkten Weg zum Bahnhof. Von Abbesses zu Pigalle und weiter zu Barbès Rochechouart. Dort muss er den Koffer ein paar Treppen hinunter schleppen, um auf die 4 umzusteigen. Dabei fällt ihm das erste Mal bewusst auf, dass die Métros auf Gummirädern und nicht auf Schienen fahren. Das verwundert ihn doch sehr, Schienen wären doch sicher wesentlich energieeffizienter?

Über ein Labyrinth an Gängen und mehreren Treppen erreicht er das Zugniveau beim Gare de l’Est. Zein Zug fährt in 24 Minuten auf Gleis 7. Er nimmt solange auf einem Sitz zwischen anderen Individuen, Essensautomaten und Bildschirmen mit Abfahrtsinformationen Platz.

Die letzten paar Jahre haben mir geholfen, mich selbst zu finden, das zu machen, was nicht andere von mir, sondern ich selber möchte. Ich versuche, jegliche Art von Gruppen zu vermeiden. Ich habe begriffen, dass es durchaus in Ordnung ist, ein Einzelgänger zu sein.

Ich begann alleine zu reisen, machte Sprachaufenthalte und ich war zu meiner eigenen Überraschung nicht mal so scheiße, wie ich mir immer eingeredet hatte.

Vermutlich ist der Durchschnittsbürger eher kränker als ich, er kommt nicht mal auf die Idee, etwas in seinem Verhalten zu ändern, sprich zum Psychiater oder Psychologen zu gehen. Meine Einstellung gegenüber dem Leben verbesserte sich durch die Akzeptierung von mir selbst schlagartig. Vielleicht bin ich gar nicht so ein Versager, wie ich immer dachte?

Ich treibe mich nicht ungerne in abgefuckten Stadtteilen rum, wo ich mich mindestens gleichwertig oder gar überlegen fühlen darf und daher nicht den geringsten gesellschaftlichen Druck verspüre.

Sein Zug wird ausgerufen. Er beeilt sich auf dem Weg zum Gleis 7 und steigt in das zweite Abteil ein. Er hat Glück, sein reservierter Platz liegt am Fenster und in Fahrtrichtung.