Internetbuch zu imponieren

 

Willkommen bei unserer neuesten Idee, einem kostenlosen Buch, dessen Teile ihr zu einem Ganzen zusammenfügen könnt.

Wahrscheinlich bist du ganz zufällig hier gelandet, oder doch nicht? Oder du bist an der falschen Stelle oder was auch immer.

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Für alle die nicht mehr suchen möchten

zu imponieren. Zu meiner eigenen Verwunderung sagte ich: „Kocht es schon?“

Ein paar Gruppenmitglieder lachten, die Lehrerin fand es weniger lustig.

Komm mal her, ich zeig es dir.“

´Scheiße, Sie schaut in meine Richtung, scheinbar habe ich das wirklich gesagt´, dachte ich.

Also musste ich wohl oder übel zu ihr hin. Sie gab mir einen Klaps auf die Wange, mehr eine Geste als eine Ohrfeige. Ich wurde zündrot und setzte mich wieder hin. Eine sehr peinliche Situation, vor all den anderen Gruppenmitgliedern.

Körperlicher Schmerz, was ist das schon, der lässt sich leicht ignorieren. Nur irgendwelche Reizungen von Schmerzrezeptoren im Körper. Aber der seelische Schmerz, gegen den ist man als Kind machtlos.

Eigentlich war ich an diesen Nachmittag mehr auf der Seite der Lehrerin als auf der der Unruhestifter, ich bin praktisch immer auf der Seite des Schwächeren. Mir ist ein blöder Spruch rausgerutscht, drei falsche Wörter, und ihr ganzer aufkummulierter Zorn auf die Anderen entlädt sich an mir.

Nach der Schule ging ich nach Hause und hatte ein schlechtes Gewissen. Da läutete das Telefon und die Lehrerin war am Apparat. Sie wollte mit meinem Vater sprechen. Er war nicht zu Hause. Sie erreichte ihn schließlich am Abend.

Natürlich war mein Vater auf der Seite der Lehrerin, keine Frage. Also stauchte er mich auch noch vor der ganzen Familie zusammen. Wenn das nochmals vorkommen sollte, haut er mir auch noch gleich eine rein.

Der zweite Schlag in der Kindheit war ein Faustschlag. Der Sommer, besonders der Juli, war normalerweise eine coole Zeit. Wir Kinder von unserem Weiler bauten jeweils gemeinsam ein 1. August-Feuer, eine Tradition, um den schweizerischen Nationalfeiertag zu feiern. Das Feuer wurde jedes Jahr größer und höher, die Einwohner der Dörfer in der Umgebung waren chancenlos. Während des Tages mussten mein Bruder und ich Kirschen pflücken, und am Abend gingen wir gemeinsam mit den anderen Nachbarsjungen mit einem Traktor und Anhänger auf Holzsuche. Das Holz stapelten wir um eine 15 bis 20 Meter hohe Mitteltanne. Nach getaner Arbeit saßen wir gemeinsam um ein kleines Lagerfeuer.

Einige Male haben wir es mit unserer Freizeitbeschäftigung in die Regionalzeitung geschafft und waren mächtig stolz, vor unserem 15 Meter großen Werk zu posieren. Ein anderes Mal wurde es von Neidern angezündet und es brannte bereits eine Woche vor dem 1. August nieder. Die Feuerwehr rückte aus und wir kamen erneut in der Zeitung. Viele bemitleideten uns und schenkten uns Wagenweise Holz. Das Feuer wurde dieses Jahr besonders hoch und wir bewachten es rund um die Uhr im Schichtbetrieb.

Im Sommer, als ich meinen zweiten Schlag abkriegte, näherten wir uns dem 1. August. Mein älterer Bruder war auswärts im Bauernlehrjahr, konnte deshalb nicht am Bau des Feuers mitarbeiten. Ich freute mich bereits wie ein kleines Kind auf die bevorstehende Arbeit am Feuer. Aber dieses Jahr sollte die Vorfreude nicht von langer Dauer sein.

In unserem Dorf standen Neuwahlen an. Der Gemeindepräsident sollte ersetzt werden, weil er irgendetwas falsch gemacht hat. Keine Ahnung was, ich hatte mit Politik absolut nichts am Hut. In unserem Dorf gab es lediglich zwei Parteien, mein Vater gehörte derjenigen an, wo auch der umstrittene Gemeindepräsident Mitglied war, meine Mutter wurde in die andere hineingeboren. Alle Eltern der Nachbarkinder waren in derselben Partei wie mein Vater.

Bei der Planung des 1. August-Feuers wehte mir plötzlich ein feindseliger Wind der anderen Kinder entgegen. Sie warfen mir vor, meine Mutter sei gegen den alten Gemeindepräsidenten, wahrscheinlich übernahmen sie das Gerücht von ihren Eltern. Ich hatte keine Ahnung, was sie mir eigentlich vorwarfen. Ich wurde mehr und mehr zum schwachen Glied der Gruppe, auf dessen Kosten Witze gemacht werden. Besonders aggressiv war ein zwei Jahre älterer Nachbarjunge. Das war eine schmerzhafte Erfahrung, in einer Gruppe sein zu müssen, in der einen alle zu hassen scheinen. Den ganzen Sommer hatte ich mich so auf das Feuerbauen gefreut, jetzt war es ein Albtraum. Ich blieb schließlich zu Hause.

Jetzt begriffen die Anderen, dass ich litt. Zudem konnten sie nicht einfach auf 20 Prozent ihrer Arbeitskraft verzichten. So baten sie mich zurück und versuchten, mich nicht mehr auf die Wahlen anzusprechen.

Wir konnten das Feuer einigermaßen friedlich zu Ende bauen, obwohl die ganze Sache latent in der Luft zu schweben schien, und ich hatte oft das Gefühl, dass hinter meinem Rücken getuschelt wurde. In solchen Sachen bin ich wie ein getretener Hund. Einmal verletzt, braucht es Jahre, bis das Vertrauen wieder aufgebaut ist, falls überhaupt, und die Angst vor einem erneuten Angriff abgeklungen ist.

Schließlich kam der 1. August. Wir feierten zusammen mit unseren Eltern am Waldrand neben dem aufgeschichteten Holzhaufen. Als es eindunkelte, zündeten wir das Feuer gemeinsam an. Wir hatten es wieder Mal trotz Spannungen geschafft.

Mein zwei Jahre älterer Nachbar verschwand danach mit einem zweiten Jungen im Wald. Ich ging ihnen nach. Als er mich sah, forderte er mich ziemlich aggressiv auf, wegzugehen. Als ich nicht gleich ging, haute er mir mit der Faust ins Gesicht. Ich war wie gelähmt, völlig perplex, wieso mich jemand ohne wirklichen Grund mit der Faust ins Gesicht schlug. Ich ging weg und musste ein paar Tränen verkneifen. Der Abend war für mich gelaufen.

Am nächsten Tag entschuldigte er sich bei mir. Ich täuschte so gut wie möglich vor, die Entschuldigung anzunehmen, habe ihm innerlich aber nie verziehen. Jemand, der sich in einer solchen Weise nicht im Griff hat, gehe ich ein Leben lang aus dem Weg.

Er erwacht aus seinem Powernap. Der alte Mann ist verschwunden, die Boulespieler füllen sich gerade die Weingläser nach.

Er steht auf und macht sich Richtung Palais de Justice davon.

Viele Polizisten stehen um das Justizgebäude. Vereinzelt fahren Autos in die Tiefgarage. Sie werden mit einem überdimensionalen Zahnarztspiegel auf der Autounterseite auf Sprengstoff kontrolliert.

Nach dem Palais de Justice schlendert er an der Métrostation Cité vorbei und biegt an der nächsten Straße rechts ab, Richtung Notre-Dame.

Der Platz vor der Notre-Dame ist vollgestopft mit Touristen. Einige scheinen von ein paar herumfliegenden Vögeln begeistert zu sein. In einem Busch schwirren dreißig bis vierzig Spatzen herum. Ein Mädchen steht davor mit hoch ausgestreckten Händen mit Brotkrusten. Auf jeder Seite streiten sich rund zehn Vögel um das Futter und schwirren vereinzelt in die Büsche davon. Touristen vermiesen den Anblick mit ihrer Knipserei.

´Schön ist die Natur, manchmal. Und so was versuchen wir mit Mathematik zu beschreiben. Das wird wohl nie wirklich möglich sein. Rechnungsmodelle werden wohl immer eine approximative Nachbildung der Natur mit oft primitiven Annahmen sein, nicht mehr. Aber man kann es ja versuchen, oder? Vielleicht bringt es was. Beispielsweise um sich von der Sinnlosigkeit des Lebens abzulenken´, denkt er.

Er dreht sich zur Kirche hin. Reingehen will er sich nicht antun, er ist Atheist. Er hat gegenüber den Gläubigen kein Recht die Kirche zu betreten. Eigentlich schade, denn vielleicht hat es ein WC drin. Er müsste nämlich dringend pissen. Irgendwas Sinnvolles