Myrdia-Finstere Zeiten brechen an / Leseprobe und Exposé

tt auf ihren Kopf. Bei ihren Gefühlen für Markus und Tom ist sie sich allerdings lange unschlüssig.

Killian von Schwarzenburg:

Killian von Schwarzenburg ist König der Nouns(normale Menschen ohne die Möglichkeit, Magie einzusetzen) sowie der Lord von Schwarzenburg. Killian war zudem Mitglied im elvondrianischen Rat, bis dieser nach der Machtübernahme von Vendrons Bruder Ragon aufgelöst wurde. Zudem herrschte Killian einige Zeit als Stadtherr über Forest Tale. Killian hat Haselnussbraune, ziemlich kurze Haare. Er ist groß und von schlanker Statur, dennoch ist er stärker als die meisten Menschen. Killian ist mutig und handelt stets ehrenhaft. Killian hat einen starken Willen und lässt sich nur sehr schwer zu etwas verleiten. Seiner Meinung nach ist es falsch, die Berufung des Lichtbringers durchzuführen, weshalb er sich nach der Ankunft des Lichtbringers in Myrdia leichter manipulieren lässt. Killian denkt, der Lichtbringer sei für Myrdia die größte Bedrohung, da durch ihn die Drei zurückkehren könnten. Deshalb entscheidet er sich auch schließlich gegen sein Gewissen und will den Lichtbringer zum Wohle der Bevölkerung beseitigen. Matilde, die Tochter Vendrons, ist seine einzige große Liebe und zugleich seine größte Schwäche.

4. Gründe, warum sie mein Manuskript verlegen sollten:

  1. Der Erzählstiel

Die Geschichte wird aus der Perspektive der einzelnen Charaktere beschrieben, was die Individualität der Story relativiert und so eine multidimensionale Sichtweise auf die geschilderten Ereignisse sowie Handeln und Motivation der Protagonisten führt.

  1. Die Story

Die Story ist originell und mitreißend. Gefühle wie Liebe, Hass und Rache stehen im Zentrum der Geschichte. Man kann sich daher gut mit den einzelnen Charakteren identifiziere. Daher ist der Roman an einigen Stellen sehr hintergründig und hat viel Tiefgang.

  1. Fantasy-Welt:

Der Kontinent Myrdia, auf dem der Großteil der Handlung spielt, ist eine komplett selbst kreierte Fantasy-Welt mit zahlreichen Wortneuschöpfungen in Bezug auf die verschiedenen Völker. Dadurch kann der Leser, gegenüber altbekannten Welten wie z.B. Mittelerde, auf mit vielen Überraschungen rechnen, wodurch die Leselust gesteigert wird.

 

 

Leseprobe

 

Markus

Ding, dong. Ding, dong.

Ich schrecke aus meinen Gedanken hoch, als ich das Geräusch der Schulglocke vernehme.

Es ist Montagmorgen. Verschlafen schlendere ich mit einem Kaffee to Go in der Hand Richtung Klassenzimmer.

Auf der Treppe begegne ich Julia, die in meine Klasse geht. Mit einem unsicheren „Hi“ begrüße ich sie.

Sie winkt mir zurück. Julia ist das hübscheste Mädchen in unserer Klasse. Lange, schwarze Haare zieren ihr rotwangiges Gesicht.

Ich weiß nicht, wann es begonnen hat, aber jedes Mal, wenn ich sie sehe, spüre ich dieses Kribbeln im Bauch. Meine Müdigkeit ist schlagartig verflogen.

Von hinten rempelt mich Tom, zu meinem Leidwesen ebenfalls in meiner Klasse, an. Mein Kaffee schwappt über …, und mein Pullover ist versaut.

Ich hasse ihn. Er hat kurze, blonde Haare und sein Körper ist athletisch gebaut. Ausgerechnet auf diesen Penner scheint Julia zu stehen. Sie hat wahrlich Besseres verdient. Ich werde sie für mich gewinnen.

Ich bin in der 10. Klasse des Falkenstein-Gymnasiums und stehe kurz vor der Mittleren Reife.

Ich nehme meinen angestammten Platz ein. Wenige Tische neben mir sitzt Vivien, meine Schwester.

Herr Hardenberg, unser Klassenlehrer, betritt nun auch den Raum – wie immer leicht verspätet.

Herr Hardenberg ist alt und geht folglich bald in Rente. Er hat einen langen, grauen Bart und trägt seine Brille stets weit unten auf der Nase. Das schwarze Jackett soll seinen dicken Bauch verbergen. Vergeblich.

„Guten Morgen! Ich will Ihre kostbare Zeit nicht länger mit dem Thema Studienfahrt okkupieren, jedoch möchte ich ihnen mitteilen, dass wir Frau Falkenstein als Begleitperson für die Fahrt in die Alpen anwerben konnten“, teilt er uns mit.

Ich lehne mich lächelnd zurück. Mir ist die Studienfahrt eigentlich ziemlich egal, trotzdem kann ich mir nicht vorstellen, dass Frau Falkenstein freiwillig mehrere Kilometer in den Bergen mitwandern will.

„Welche von den beiden?“, will Vivien wissen. Herr Hardenberg, der sich offenbar ertappt fühlt, räuspert sich.

„Laura Falkenstein. Unsere Direktorin hat, wie sie sicherlich verstehen, keine ausreichenden Zeitkontingente, um an solchen Aktivitäten teilzunehmen. Wie geplant wird die Studienfahrt nach dem Sommerball stattfinden. So viel dazu!“

Der Sommernachtsball. Er findet am Falkenberg-Gymnasium jedes Jahr drei Wochen vor Verabschiedung der 10. Klassen statt.

Die Planung des jetzigen Sommerballs wurde mir übertragen, zusammen mit ein paar weiteren freiwilligen Schülern.

Der heutige Tag vergeht nur langsam. Irgendwann sind jedoch auch die letzten Unterrichtsstunden geschafft, und wir verlassen um 15 Uhr 30 das Klassenzimmer.

Schnell, noch bevor sie in Richtung Bus verschwunden ist, hole ich Julia ein. Ich rufe ihren Namen, woraufhin sie stehen bleibt und sich zu mir umdreht.

Nervös kratze ich mich am Kopf. „Ich wollte dich fragen, ob du vielleicht mit mir …, also ob wir am Freitag zusammen zum Sommerball gehen wollen“, stammele ich.

Julia blickt mich schuldbewusst an. „Das würde ich wirklich gerne, Markus, aber das geht leider nicht. Tom hat mich bereits gefragt, und ich habe zugesagt. Ich hoffe, das ist okay für dich.“

Tom, natürlich! Wie kann sie bloß auf seine miese Masche reinfallen? Ich hatte Julia für schlauer gehalten.

Er muss immer alles kaputtmachen. Julia bedeutet mir so viel, ihm hingegen nichts. Für ihn ist sie nur eine aufregende Affäre.

„Ja, sicher. Ich freue ich mich für dich“, lüge ich mit einem erzwungenen schmunzelnd.

Sie verschwindet. Das wird Tom bereuen!

Am Abend betrete ich die riesige Familienvilla. Meine Eltern, meine Schwester und ich leben hier seit unserer Geburt.

Meine Mutter ist Abgeordnete im Bundestag, mein Vater Geschäftsführer eines international agierenden Ölkonzerns.

Ich gehe gemächlich über einen großen, roten Teppich. Meine Schwester liegt anmutig auf dem roten Sofa, das vor unserem Kamin steht.

Feuer knistert darin beruhigend. Vivien schaut auf den Flachbildfernseher, welcher an der Wand darüber befestigt ist.

Meine Schwester trägt ihre blonden Haare offen. Dazu hat sie ein freizügiges Kleid an.

Sie begrüßt mich, ohne ihren Blick vom Fernseher abzuwenden.

„Schon eine Begleitung für den Sommernachtsball gefunden, Schwesterherz?“, stichele ich.

„Was interessiert dich das?“, entgegnet sie genervt.

„Nichts, aber vielleicht interessiert es dich, dass Tom dort mit Julia hingehen wird. Ich dachte, du hättest ihn gefragt. Und dir kann man ja nun wirklich keinen Wunsch ausschlagen.“

Meine Schwester horcht auf und beginnt zu fluchen: „Diese Bitch will mir Tom wegnehmen? Die mach‘ ich fertig!“

„Aber bitte, wir sind doch Hardenbergs. Deine Ausdrucksweise geziemt sich nicht, du wirfst damit ein schlechtes Licht auf unsere Familie. Du weißt doch, wie wichtig Mutter unser Ansehen ist. Wieso willst du dir überhaupt das Opfer und nicht den Kern des ganzen Übels vornehmen? Vielleicht würde Tom seine Meinung ändern, wenn du ihm zeigen könntest, was du im Gegensatz zu Julia alles zu bieten hast“, gebe ich zu bedenken.

Vivien erhebt sich und mustert mich misstrauisch. „Was hättest du davon, mir zu helfen? Dir waren meine Angelegenheiten sonst doch auch immer egal“, entgegnet sie argwöhnisch.

„Das musst du nicht wissen“, beschließe ich knapp. Meine Schwester hat mich allerdings bereits durchschaut.

„Nein, das gibt es nicht, du interessierst dich für sie! Wie amüsant. Dabei spielt diese Gossenschlampe nun wirklich nicht in deiner Liga“, scherzt Vivien gehässig.

Ich ignoriere ihre Provokation. „Willst du wissen, was ich vorhabe, oder nicht? Wir können uns gegenseitig helfen, oder wir lassen es sein. Deine Entscheidung“, mache ich ihr klar.

„Ich lausche deinen Worten wie noch nie zuvor“, entgegnet sie.

Ich lasse demonstrativ ein kleines Fläschchen aus meiner Jackentasche zum Vorschein kommen.

Mit Freude erläutere ich ihr meine Idee: „Auf dem Sommernachtsball am Freitag werden wir Tom unauffällig die K.O.-Tropfen mit seinem Drink verabreichen. Wenn er dann seine Sinne nicht mehr beisammen hat, führst du ihn weg vom Trubel ins Krankenzimmer. Da seid ihr ungestört. Julia wird nach ihm sehen wollen. Ich begleite sie. Dort angekommen muss sie geschockt beobachten, wie du dich erfolgreich an Tom ranmachst. Am besten seid ihr bereits voll in Action, wenn du verstehst was ich meine… Folglich ist Julia total enttäuscht von Tom. Sie verliert ihr Vertrauen in ihn vollkommen. Ich tröste Julia über Tom hinweg und nähere mich ihr dabei an. Ich schieße Tom ins Ausseits. Julia wird klar, was für ein Arschloch er eigentlich ist. Dieser kommt zur Besinnung, merkt, was er an dir hat, und ihr beide werdet das perfekte Paar. Neben Julia und mir wohlbemerkt“

„Tja, ich bin beeindruckt. So viel Gerissenheit hätte ich dir nicht zugetraut. Im Krieg und der Liebe ist eben alles erlaubt. Wir haben einen Deal!“

Die nächsten Tage verstreichen ohne besondere Vorkommnisse.

Freitag. Der Sommerball findet auf dem riesigen Pausenhof des Falkenstein-Gymnasiums statt. Er beginnt um 20:00Uhr.

Lichterketten prägen allerorts das Ambiente. Die Live-Band Summerdreams tritt heute Abend auf. Genügend Platz zum Tanzen ist vorhanden.

Etliche Tische und Stühle sind aufgestellt worden, und das Büffet ist zum Verzehr bereit.

Endlich ist es soweit. 20:00Uhr. Etliche Eltern sowie Schüler haben sich auf dem Pausenhof versammelt.

Unsere Direktorin nimmt hinter dem Rednerpult, das neben dem Haupteingang positioniert wurde, Platz.

Die laue Sommerluft ist angenehm warm. Das matte Gelb der Lichterketten erzeugt eine angenehme Atmosphäre.

Frau Falkenstein weiß die Aufmerksamkeit der Anwesenden auf sich zu vereinen. Dann läutet sie den Sommernachtsball ein: „Liebe Eltern, liebe Schülerinnen und Schüler! Herzlich willkommen zu unserem diesjährigen Sommernachtsball. Zuallererst möchte ich mich im Namen des Lehrerkollegiums bei unserem Planungsteam für die großartige Organisation bedanken. Wieder neigt sich ein weiteres Schuljahr dem Ende zu, und bald werden uns erneut einige Zehntklässler verlassen. Ich sehe uns alle inzwischen als eine starke Gemeinschaft, und ich finde es immer traurig, wenn Mitglieder uns verlassen. Doch beginnt für sie gleichzeitig auch ein neuer Abschnitt in ihrem Leben. Neue Freunde müssen gefunden, neue Lehrer ertragen und neue Herausforderungen gemeistert werden. Deshalb freue ich mich umso mehr, dass wir heute – außerschulisch – gemeinsam noch ein paar schöne Stunden zusammen verleben können. Vielen Dank!“

In der vorderen Reihe erkenne ich meinen Vater, der freudig nach mir ruft. Ich gehe auf ihn zu. Er umarmt mich, meine Mutter tut es ihm gleich.

„Wie verlief deine Geschäftsreise, Vater?“, erkundige ich mich höflich.

„Ausgezeichnet. China hat angebissen und will mein neues Produkt sponsern. Die Russen waren einigermaßen entsetzt, als ich ihren Vertrag in letzter Sekunde vor deren Augen zerrissen habe. Bei den Konditionen ist das kein Wunder, wenn niemand mit ihnen zusammenarbeiten will. Dein Geburtstagsgeschenk wird diesmal also größer ausfallen“, berichtet er euphorisch.

Über dessen Schulter blickend erkenne ich Tom – zusammen mit Julia. Er in Hemd mit Lederjacke, sie im hübschen Kleid. Sie lächeln einander an.

Wut kocht in mir hoch. Wo zum Teufel ist Vivien? Wie glücklich sie aussehen! Mir wird schlecht von dem Anblick. Bald ist Toms Glück am Ende.

„Markus, bist du in Ordnung?“, will meine Mutter wissen. Ich nicke geistesabwesend. „Ich … muss kurz meine Freunde begrüßen“, gebe ich zurück.

Dann wende ich mich von meinen Eltern ab. „Tom, Julia, schön euch zu sehen. Ihr seht gut zusammen aus“, lüge ich so gut es meine Möglichkeiten zulassen.

Tom betrachtet mich skeptisch, während Julia kurz in Richtung Buffet verschwindet.

„Was willst du?“, fordert Tom von mir zu wissen. Ich lächele ihn gewollt freundlich an.

„Ich will Frieden mit dir schließen. Wir beide haben uns nicht gut verhalten, aber ich habe möglicherweise den größeren Teil zu unserem Konflikt beigetragen. Ich wollte nicht wahrhaben, dass Julia dich liebt und nicht mich, deshalb war ich lange wütend auf dich. Jetzt verstehe ich endlich, was sie dir bedeutet. Ich will, dass Julia glücklich ist. Solltest du derjenige sein, der sie glücklich macht, bitte. Ich stelle mich euch nicht in den weg. Lass uns das ewige Kriegsbeil untereinander begraben. Schließen wir Frieden“

Mit meinem schauspielerischen Talent kam das sicherlich überzeugend genug herüber. Eine Träne zu verlieren wäre zu dramatisch.

Tom ringt sich dazu durch, meine Hand zu schütteln und den Waffenstillstand anzunehmen. Wahrscheinlich Julia zuliebe. Soll mir auch recht sein. Ich umarme ihn, dabei versuche ich mit aller Mühe, mich nicht zu übergeben.

Schüttele mit der Linken die Hand deines Feindes und halte in der Rechten einen Dolch parat.

Julia kommt freudestrahlend zurück. Sie muss uns beobachtet haben.

Genau im richtigen Moment taucht meine Schwester hinter mir auf. Ihr tiefer Ausschnitt zieht kurz Toms Blicke auf sich. Schnell beherrscht er sich wieder.

Vivien reicht Tom ihr gefülltes Glas Sekt. „Darauf muss angestoßen werden“, befindet sie und nimmt sich rasch ein neues.

Lässig leert Tom sein Glas in einem Zug. Vivien und ich verabschieden uns von den beiden und verschwinden.

Ich sehe noch, wie Tom Julia zum Tanz auffordert, als Summerdreams beginnen, einen langsamen Song zu spielen. Na toll, ein Love-song- Julia lehnt ihren Kopf zufrieden grinsend an Toms Schulter.

Ein stechender Schmerz macht sich bemerkbar. Er zieht sich durch jede Faser meines Körpers.

Circa. 30 Minuten später beginnen die K.O.-Tropfen bei Tom ihre Wirkung zu entfalten.

Seitdem Vivien sie ihm verabreicht hat, haben wir ihn nicht mehr aus den Augen gelassen. Julia sieht ihn besorgt an.

Unterstützend eile ich zu ihnen. Mit seinem Einverständnis hieven meine Schwester und ich Tom in das Schulgebäude.

Vivien begleitet ihn ins Krankenzimmer, während ich nach Julia sehe. Es ist mir geglückt, sie davon zu überzeugen, erst einmal draußen auf uns zu warten.

Nach einer Viertelstunde kann ich Julia nicht mehr davon abhalten, Tom im Krankenzimmer sehen zu wollen. Würde sich meine Schwester beeilt haben, war die Zeit ausreichend.

Ich gehe mit. Julia öffnet die Tür und will das Krankenzimmer betreten, als sie einen entsetzten Schrei von sich gibt.

Toms Klamotten sind überall auf dem Boden verstreut, ebenso wie die meiner Schwester. Sie liegen, Vivien oben, Tom unten, nackt auf der provisorischen Krankenliege.

Meine Schwester trägt lediglich noch ihren rosafarbenen BH. Sie schreit: „Oh, ja. Zeig‘s mir, Tom. Jaaaaa. Schneller!“ Sie gibt ihm einen Zungenkuss.

Julia erstarrt, ist bewegungsunfähig. Tränen rinnen aus ihren Augen. Ich lächele gehässig. Nach dieser Aktion dürfte Tom für sie gestorben sein.

Julia nimmt ihren ganzen Mut zusammen und geht auf die beiden zu. Ich reibe mir innerlich die Hände vor Schadenfreude und Triumpf.

Sie wirft meine Schwester von Tom herunter, die dabei hart auf dem Boden aufknallt.

„Du mieses Arschloch! Ich dachte, dir liegt etwas an mir!“, wütet Julia. Dabei schlägt sie auf Tom ein.

Benommen registriert er, was gerade geschieht, und versucht vor Julias Schlägen in Deckung zu gehen.

Gespielt empört brülle ich ihn an: „Ich habe dich gewarnt, Tom! Du solltest ihre Gefühle nicht verletzten. Dass du dabei aber auch noch ausgerechnet mit meiner Schwester vögelst, ist das Allerletzte! Ausgerechnet mit meiner kleinen Schwester!“

Ich schlage ihm mitten ins Gesicht. Das gibt nen‘ schönes blaues Auge.

Ich renne Julia hinterher. Meine Schwester macht sich gleichermaßen geschickt aus dem Staub. „Julia, warte“, rufe ich ihr zu.

Sie bleibt wiederwillig stehen. „Was ist Markus?“, schluchzt sie außer sich vor Wut. „Darf ich dich nach Hause fahren?“, frage ich aufmunternd lächelnd.

Sie nickt verzweifelt. Wir steigen in mein Carpio und fahren los. Die Sterne funkeln hell am Himmel. Während der Fahrt schweigen wir uns an. Ich halte vor ihrer Haustür.

„Tom weiß nicht, was er an dir hat. Er ist ein Idiot wenn er ein anderes Mädchen dir vorzieht. Alles wird wieder gut, da bin ich mir ganz sicher“, befinde ich gespielt betrübt wirkend.

„Danke für deine Hilfe, Markus. Du hast dir den Sommernachtsball sicherlich auch anders vorgestellt“, antwortet Julia.

„Quatsch. Ich bin immer für dich dar, das solltest du wissen“, entgegne ich.

Stille. Wir sehen uns in die Augen und schweigen. Ich kann der Versuchung nicht weiter standhalten, auch wenn ich es damit vielleicht überstürze. Ich beuge mich zu Julia herüber und küsse sie voreilig.

Diese erwidert meinen Kuss für wenige Sekunden, dann entzieht sie sich meinen Lippen.

„Es tut mir leid, dafür bin ich noch nicht bereit. Es liegt sicher nicht an dir. Danke für alles“

Geschwind steigt sie aus dem Auto, schließt die Haustür auf und verschwindet darin.

Das Wochenende zieht sich ewig hin. Vivien plündert den Weinkeller unserer Eltern, während ich mich am Champagner zu schaffen mache.

„Dein Plan ist ja super gelaufen“, murmelt Vivien mit einer Flasche Wein in der Hand. Sie nimmt einen ordentlichen Schluck. „Abwarten“, rülpse ich.

„Wenn ich Tom wegen deinem großartigen Plan verliere schwöre ich dir bei Gott, vernichte ich dich. Bruder hin oder her“, droht mir Vivien.

Ich schmunzele desinteressiert. „Nicht mein Plan ist daran schuld. Er ist schließlich aufgegangen. Du hattest Tom schon längst verloren. Julia hingegen kann von mir noch überzeugt werden“, gifte ich zurück. Darauf verschwinde ich aus der Stube.

Ich will den Zorn meiner Schwester immerhin nicht noch weiter auf mich ziehen. Ich muss meine Kräfte sammeln.

Das Piepen des Weckers lässt mich aufwachen. Der heißersehnte Montag ist angebrochen, unsere Studienfahrt in die Alpen beginnt!

Zwei Stunden später stehe ich mit gepackten Koffern vor der Bushaltestelle des Falkenstein-Gymnasium, mein Klassenlehrer nimmt mich sowie wenige weitere Schüler freudig in Empfang. Wir sind die ersten.

Wortlos gesellt sich Julia zu uns. Sie sieht erschöpft aus. Dunkle Augenringe stehen ihr im Gesicht. Unsicher gehe ich zu ihr.

„Ist alles in Ordnung?“, erkundige ich mich feinfühlig. Julia nickt. „Mir geht es bestens. Wegen Freitagabend“

Ich unterbreche sie: „Dafür wollte ich mich noch bei dir entschuldigen. Es stand nicht in meiner Absicht, etwas zu überstürzen. Es wäre schön, wenn wir das einfach Vergessen könnten. Vielleicht gibst du mir ja ne Chance, mich bei dir beweisen zu können“

Sie nickt. „Die sollst du bekommen“

Nach längerem Warten ist unsere Klasse vollständig versammelt.

Laura Falkenstein kommt als Letzte. Sie sieht unzufrieden aus. Für Modepüppchen ist Wandern über Stock und Stein nun mal eher wenig geeignet. Das scheint sie selbst auch zu wissen.

Herr Hardenberg wendet sich uns zu: „Darf ich um eure Aufmerksamkeit bitten? Es freut mich sehr, dass wir heute endlich zu unserer Abschlussfahrt in die Alpen aufbrechen können. Oft haben wir über das Ziel unserer letzten gemeinsamen Fahrt diskutiert und gestritten. Trotzdem muss ich sagen, dass ich stolz auf euch bin, weil ihr letztendlich dennoch gemeinsam als Klasse das Ziel unserer Reise erkoren habt. Nun ist der Zeitpunkt gekommen, an dem wir zu dem größten Abenteuer, das wir je erlebt haben werden, aufbrechen! Auf eine großartige Zeit!“

Die Fahrzeit bis in die Schweiz beträgt ungefähr 8 Stunden. Zum Kotzen!

Herr Hardenberg prüft unsere Anwesenheit, dann hält unser Reisebus vor der Bushaltestelle an.

Wir steigen ein. Nach Business-Class sieht das ja mal nicht aus! Wundert’s mich? Eigentlich nicht.

Am späten Nachmittag passieren wir die Grenze zur Schweiz, am folgenden Abend erreichen wir Lörrach.

Der Ausblick ist einfach herrlich, das lässt sich nicht leugnen. Selbst für Wandermuffel.

Während der Fahrt sitze ich neben Julia. Sie sagt jedoch kaum etwas.

Wir betreten die Jugendherberge, welche uns als Unterkunft dienen wird.

Es dauerte eine Weile, bis wir die fanden, da hier jedes Schild in Schwyzerdütsch ist.

Das ist ziemlich nervig. Besonders, wenn man schon sehr lange im Bus unterwegs gewesen ist.

Endlich ist aber auch diese Hürde überwunden, und wir können in unsere Zimmer einchecken.

Gott sei Dank teile ich mir mein Zimmer nicht mit Tom, sondern mit Erik und Ronald, zwei relativ nette Jungs.

Vivien hat die Arschkarte gezogen, sie muss mit Julia in ein Zimmer. Tja, tut mir Leid, Schwesterherz.

Um 21 Uhr versammeln wir uns auf Herrn Hardenbergs Wunsch hin im Aufenthaltsraum.

Dieser richtet kurz das Wort an uns: „Nach den vorhersehbaren Strapazen einer langen Busfahrt können wir erleichtert aufatmen, da wir endlich in Lörrach angekommen sind. Als Ausflugsziel ist Lörrach sehr beliebt, was sich am Tourismus zeigt. Lörrach liegt im Dreiländereck Deutschland, Frankreich und Schweiz. Es gibt viele Sehenswürdigkeiten, welche von hier aus schnell zu erreichen sind, wie beispielsweise Basel oder der Titisee. Vor allem kann man in dieser Region aber am schönsten wandern, was wir auch überwiegend tun werden. Morgen früh werdet ihr um 6 Uhr geweckt, um 7 Uhr gibt es Frühstück und um 8 Uhr werden wir aufbrechen. Die Alpen liegen in circa 1 Stunde Fußmarsch Entfernung. Bis zum Abend werden wir dann dort unterwegs sein. Das war‘s. Genießt den heutigen Abend!“

Schweißgebadet schrecke ich hoch, als der Wecker um 6 Uhr zu klingeln beginnt. Ich bin ganz bleich im Gesicht.

Am Frühstückstisch sitze ich neben meiner Schwester, die irritiert wirkt. Sie stochert lautlos mit ihrem Löffel im Essen herum.

Den Schrecken der letzten Nacht habe ich schnell überwunden, immerhin war es nur ein Traum. Oder?

Vivien rührt ihr Essen nicht an. „Ist alles in Ordnung?“, frage ich sie fürsorglich.

„Ich hatte einen Traum, Marcus, der mir sehr real erschien. Für dich klingt das wahrscheinlich idiotisch.“

Ich sehe ihr mit ernster Miene in die Augen. Ungefragt erzähle ich ihr von meinem Traum: „Ich war auf einem Schlachtfeld. Feuerspeiende Kreaturen sind in der Luft herumgeflogen und haben etliche Häuser verbrannt. Schreiende Menschen liefen wild durcheinander. Ich bereitete vielen von ihnen ein Ende. Der Boden war mit Blut überflutet. Es war furchtbar. Dann kam Tom und hat mir sein Schwert ins Herz gerammt.“

Vivien zuckt erschrocken zusammen. „Mein Traum war ähnlich wie deiner, außer dass ich Tom am Ende mit Pfeil und Boden erschossen habe.“

Mir wird mulmig in der Magengegend. Er zieht sich förmlich zusammen. Julia stellt sich müde ans Büfett. Ihre Nacht verlief wohl ebenfalls nicht so gut.

„Julia hat wohl das Gleiche geträumt. Sie schrie heute Morgen ganz unvermittelt panisch auf. Vielleicht sollten wir sie fragen“, schlägt Vivien vor.

„Kannst du von mir aus machen. Ich hingegen werde nichts unternehmen. Es war ein Traum, den zufälligerweise drei verschiedene Menschen hatten. Mehr nicht, Schwester. Ich schließe damit ab.“

Nach dem Frühstück machen wir uns sofort auf zu den Alpen. Dort wandern wir von einem zentralen Punkt los.

Herr Hardenberg hat unsere Route vorab sorgfältig geplant. Die Rucksäcke sind schwer bepackt. Ich bilde mit meinem Klassenlehrer die Vorhut der Wandergruppe, Tom nimmt extra Abstand von mir.

Das letzte Mal, als ich Frau Falkenstein gesehen habe, keuchte sie einige Meter hinter dem langsamsten Schüler her.

Schon nörgeln und stöhnen viele meiner Klassenkameraden. Herr Hardenberg lässt sich seine Wanderfreude davon allerdings nicht vermiesen.

Um 15 Uhr machen wir an einem dafür geeignetem Plätzchen unsere 30-minütige Mittagspause. Wir haben bereits etliche Höhenmeter hinter uns gelassen.

Die Luft hier oben ist einfach herrlich. Bei der strahlenden Sonne kann man außerdem wunderbar den Blick ins Tal genießen. Große Bäume umgeben uns.

Es ist schön ruhig. Gelassen esse ich mein Brot. Völlig unerwartet zieht auf einmal dichter Nebel auf.