Rumpel ist kein Donnerwetter / Leseprobe und Exposé

Exposé

 

Rumpel ist kein Donnerwetter

 

Genre: Kinderbuch
Alter: Grundschulalter (ca. 6-9 Jahre)
Seiten: ca. 43 Normseiten

Handlungsabriss

Rumpel ist ein kleines Gewitter aus dem Wolkendorf Wetterstein gleich hinter dem Horizont. Sein Vater Donnald erwartet von ihm, dass er einmal genau so laut und gewaltig donnern und fürchterlich blitzen kann, wie er.

Dafür besucht Rumpel jeden Tag zusammen mit seinen Freunden Rolli Gewitter, Sausi Stürmchen, Frierolin Frost und den Regenschauern Plitsch und Platsch die Wetterschule bei Madame Hui, der strengen Wetterhexe. Dort lernen die Wetterkinder neben Nieseln, Hageln und Platzregnen auch, wie man Windböen und Wetterleuchten macht und ordentlich dröhnt und donnert.

Doch Rumpel will nicht laut und gewaltig sein und Kinder und Erwachsene in Angst und Schrecken versetzen. Er möchte viel lieber bunt blinken und lustig knallen, sodass sich alle freuen, ihn zu sehen. Seine Mutter Blitzilla versteht seine Sehnsucht, weiß aber nicht, wie sie ihm helfen kann.

Als sich Rumpel in der Wetterschule vor all seinen Freunden mit einem zum Pups geratenen Donner blamiert, fasst er einen Entschluss: Er macht sich auf die Suche nach einem Regenbogen, um vielleicht mit dessen Hilfe seinen Traum verwirklichen zu können.

Nach einer abenteuerlichen Reise über den Himmel gelingt ihm dies auch. Er kehrt nach Hause zurück und versetzt seine Eltern und das ganze Wetterdorf in großes Staunen …

 

Für besonders interessierte Leser findet sich am Schluss der Erzählung noch Madame Huis Wetterfibel, in der alles Wichtige und noch mehr über alle im Buch vorkommenden Wettererscheinungen nachzulesen ist.

 

 

Leseprobe

 

Rumpel ist kein Donnerwetter

© Piana Matheva, Kontakt: Piana7@gmx.de

(vorläufiges Inhaltsverzeichnis)

Madame Hui 3

Rumpels Traum 8

Niederschläge 14

Ein überaus peinlicher Augenblick 17

Ein wolkiger Einfall 20

Die Sturmballmannschaft 22

Eine Schauergeschichte 24

Zweihundertsechsundachtzig Schafe 27

Eine schillernde Begegnung 30

Unruhe in Wetterstein 33

Die große Überraschung 35

Madame Huis Wetterfibel 38

Madame Hui

Rumpel saß am Frühstückstisch und träumte vor sich hin. Wenn er groß war, wollte er genauso klug und stark werden wie sein Vater. Allerdings wollte er auf gar keinen Fall so laut werden wie sein Vater.

Rumpel war nämlich ein Gewitter. Er sah aus wie eine pummelige hellgraue Wolke mit zwei kurzen Armen. Seine Mutter war eine mittelgraue, etwas größere Wolke. Sie hieß Blitzilla und kochte den besten Rieselpudding, den man sich vorstellen kann. Sein Vater Donnald war dunkelgrau, gewaltig und ziemlich streng. Sie wohnten in einem gemütlichen Wolkenhaus im kleinen Wolkendorf Wetterstein, gleich hinter dem Horizont.

Du solltest jetzt deinen Rummskakao austrinken, sonst kommst du noch zu spät in die Wetterschule!“, mahnte Rumpels Mutter freundlich.

Oh.“ Rumpel nahm einen großen Schluck aus der Tasse.

Ich bin in meinem ganzen Leben noch nie irgendwo zu spät gekommen“, brummte Rumpels Vater, während er die Wetterzeitung las. „Und, zum Donnerwetter, ich möchte nicht, dass ausgerechnet mein Sohn damit anfängt.“ Er grollte mürrisch.

Ich habe dir einen Hagelzuckerkeks eingepackt, die isst du doch so gern.“ Blitzilla reichte Rumpel seine Schultasche, als er vom Tisch aufstand.

Danke Mama!“ Er nahm die Tasche und gab seiner Mutter einen kleinen Abschiedskuss. Dann schwebte er durch die Tür nach draußen.

Du solltest den Jungen nicht immer so verwöhnen“, brummte Donnald. „Sonst wird nie ein richtiges Unwetter aus ihm.“

Blitzilla lächelte und schwieg.

An mehreren Wolkensiedlungen vorbei gelangte Rumpel nach kurzer Zeit zu einem hohen Wolkenturm mit einer Eishaube oben drauf. Das war die Wetterschule.

Du bist ja heute wieder wolkig spät dran“, begrüßte ihn sein Freund Rolli. Rolli war ebenfalls ein Gewitter. Neben ihm standen Sausi Stürmchen, Frierolin Frost und Plitsch und Platsch, zwei kleine Regenschauer.

Ich weiß. Ich habe beim Frühstück wieder geträumt.“ Rumpel schwebte die Stufen zum Eingang hinauf.

Los, beeilen wir uns lieber, sonst gibt es Ärger mit Madame Hui.“ Plitsch und Platsch drängten sich an ihm vorbei, sodass er ganz feucht wurde.

Madame Hui, die Wetterlehrerin, war eine mit allen Wassern gewaschene Wetterhexe mit grünen Haaren und einem wallenden Gewand aus grauen Schleierwolken, und sie verstand nicht viel Spaß.

Wo ist dieses schusselige Flöckchen wieder!“, zeterte sie, als sie ins Klassenzimmer gebraust kam und feststellte, dass eine Wolkenbank leer war.

Äh, Flöckchen ist krank“, sagte Frierolin zaghaft. „Sie leidet unter der Sommerhitze und hat Schmelzpocken.“

Soso. Da hat sie wohl mal wieder die erste Grundregel für Schneefälle nicht beachtet: Niemals in der Mittagssonne draußen spielen. Hoffentlich lernt sie etwas daraus.“

Madame Hui sah streng in die Runde. „Habt ihr alle eure Hausaufgaben gemacht?“

Die Wetterkinder nickten schüchtern.

Madame Hui baute sich vor Rollis Wolkenbank auf. „Du fängst an“, befahl sie. „Nenne mir die fünf wichtigsten Wetterregeln!“

Rolli stand auf. „Also die erste Wetterregel lautet …“

Sprich lauter, ich kann dich nicht hören!“, tadelte Madame Hui.

Rolli schluckte und begann noch einmal:

Die erste Wetterregel lautet:

Das Wetter macht seine Regeln selbst.

Die zweite Wetterregel lautet:

Ehre die drei mächtigen W: Wasser, Wolken und Wind.

Die dritte Wetterregel lautet:

Lass dich von den Menschen niemals genau vorhersagen.“

Rumpel dachte an die große Wolke, die er gestern Nachmittag am Himmel entdeckt hatte. Sie war bananenförmig gewesen, mit ein paar kugeligen Ausbuchtungen, wie ein riesiges Wolkengummibärchen. Und gleich daneben …

Und Rumpel wird uns die vierte Wetterregel sagen.“

Rumpel fuhr erschrocken hoch und sah direkt in Madame Huis Gesicht, das ziemlich finster aussah. Verflixt! Er hatte wieder geträumt!

Äh, die vierte Wetterregel lautet: …“

Ja?“ Madame Hui zog ihre dunkelgrünen Augenbrauen hoch.

Rumpel kramte fieberhaft in seinem Gedächtnis.

Die vierte Wetterregel lautet:

Entschuldige dich bei den Menschen mit einem Regenbogen, wenn du zu wild getobt hast.“

Madame Hui raufte sich die Haare.

Diese Wetterregel gibt es nicht!“, kreischte sie. „Sausi, wie lautet die vierte Wetterregel?“

Lerne die Regeln gut, damit du sie besser brechen kannst?“

Sausi grinste frech.

Unsinn!“ Madame Hui hätte das Stürmchen am liebsten am Kragen gepackt, doch zum Glück haben Stürmchen keinen Kragen. Sie funkelte ihn aus ihren eisgrauen Augen an. „Ein Sturm mit dem Verstand eines Hagelkorns! Zur Strafe für diese Frechheit schreibst du bis morgen siebzig Mal ,Ich darf keine wahnwitzigen Wetterregeln erfinden‘.“

Sie wandte sich an Rumpel. „Und du machst heute Nachmittag vierundzwanzig Liegepfützen. Ich werde persönlich überprüfen, dass es auch exakt vierungzwanzig sind.“

Ja, Madame Hui. Es tut mir leid“, murmelte Rumpel zerknirscht.

Brigitte, nenne du mir die vierte und fünfte Wetterregel!“

Brigitte war eine kleine Brise. Sie kam aus einer Gegend von Frankreich, die Bretagne heißt. Deswegen musste man ihren Namen „Brischitt“ aussprechen, er war nämlich französisch. Manchmal war Brigitte ein wenig steif, aber Rumpel mochte sie trotzdem gern. Sie gehörte zu den wenigen, die ihn nicht auslachten, wenn er mal wieder zu verträumt war.

Die vierte Wetterregel lautet:

Nur schlechtes Wetter ist gutes Wetter.

Die fünfte Wetterregel lautet:

Wetter ist nicht, Wetter herrscht.“

Sehr schön, sehr schön“, lobte Madame Hui. Sie schritt nach vorn zu ihrem Pult. „Als Nächstes ist Wehen dran. Alle, die das nicht betrifft, bleiben sitzen und sind still. Mucksmäuschenstill.“ Madame Hui warf einen strengen Blick in die Runde. „Gewitter und Stürme kommen zu mir nach vorn.“

Rumpel, Rolli, Sausi und noch ein paar andere schwebten zögerlich zu dem Wolkenpult, auf dem Madame Hui ein dickes graues Buch aufgeschlagen hatte.

Wir lernen heute Tosen, Heulen und Brausen. Das sind die Grundvoraussetzungen dafür, einmal ein richtiger Sturm zu werden.“

Mein Papa kann so fantastisch tosen, dass ihn die Menschen schon öfter für einen echten Orkan gehalten haben“, plapperte Puff, ein manchmal etwas zu lauer Sommerwind.

Schön für dich“, entgegnete Sausi schnippisch. „Meine Mama pfeift und heult so gruselig durch sämtliche Mauerritzen, dass alle denken, sie sei ein Gespenst.“

Mein Onkel ist ein Wirbelsturm!“, rief eine kleine Windhose namens Wendy. „Der kann ganze Häuser wie Bauklötzchen umfallen lassen, wenn er will!“

Ruhe jetzt“, wetterte Madame Hui. Sie wetterte oft, und das nicht nur, weil sie eine Wetterhexe war. „Was eure Verwandten machen, ist mir so egal, wie wenn in der Wüste Gobi eine Wasserlache vertrocknet! Ich möchte heute mit dem Tosen, Brausen und Heulen fertig werden, damit wir uns nächstes Mal mit den Böen beschäftigen können. Ohne Böen kein Sturm! Seid still und hört mir zu!“