Insektensektensekt

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TRAILER

Christine Andres und Nora Molkenthin

 

Insektensektensekt

 

Satire

 

171 Seiten

 

ISBN 978-3-942849-20-3 12,40 €

 

Das Buch, auf das die Welt so lange gewartet hat, dass sie es schon gar nicht mehr haben will und sich darauf besann, dass es ohne doch besser war. Wer wollte das bestreiten? Und doch ist es da, hier und jetzt… endlich. Drei Geschichten in antichronologischer Reihenfolge, damit die Hirnzellen schon tot sind, wenn man zu der letzten und pubertärsten kommt. Drei Geschichten, die alle subtil surreal daherkommen, von Sinn noch nie etwas gehört und ihm dennoch den Kampf angesagt haben. Das ist Insektensektensekt

 

Und für alle unverbesserlichen Träumer, gibt es das Tagebuch des zukünftigen Weltdiktators gleich mit dazu.

 

 

 

Das ist “Insektensektensekt”

 

liesmich

Und hier noch ein kleiner Einblick in das Innere dieses lustigen und trotzdem klugen  Buches.

LESEPROBE:

Zukunftsbilanz in Zeiten abnehmender Beliebtheit des Sports

Hosenträger! Karl-Ernst erwachte schweißgebadet. „Iih, Schweiß!“ Selbst sein eigener durch Fettleibigkeit bedingter Schweiß erinnerte ihn an Sport. Sport, Sportarten, Sportvereine, Sportärzte, Sportskanonen, Sportreporter, Sportstätten, Sportunterricht, Sportschuhe, Sporthosen … Apropos, konnte man auch Sporthosen so designen, dass sie selbst dem bauchigsten Sportler nicht passten? Bierbauch und Bulimiebeine, wie bei allen Hosenmodellen, aber da fehlt noch etwas, da fehlt noch etwas … Eine schrittlängenverkürzende Zwickelverstärkung. Ja, das ist es! Gleich morgen würde er die Produktionsmaschinen umstellen lassen. Doch jetzt sollte er besser schlafen, in wenigen Stunden begann die Telefonkonferenz mit dem kommunalen Hosenbeauftragten Egon Knopf. Karl-Ernst drehte sich also um und zog sich die Bettdecke bis zum Kinn. Eine Minute verging, eine weitere und dann noch fünf, wieso verdammt konnte er nicht schlafen? Unwirsch griff er zum Telefon und wählte die Nummer seiner Sekretärin, wie immer, wenn er nicht schlafen konnte. „Silvana Schmalfuß“, meldete sich seine Sekretärin sofort. „Haben Sie von der Olympiade oder den Bundesjugendspielen geträumt? Ist Ihnen bewusst, dass es 3:07 Uhr ist?“ – „Ich diktiere: Schrittlängenverkürzende Zwickelverstärkung! Ohne Ausnahme bei Trainingshosen, Radlerhosen, Leggins und bei allen Unterhosen, die trägt jeder – fast jeder, ich nicht! Erscheinen Sie morgen pünktlich! Kaffee 62°C, Bananenmilch 8°C und bitte bolivische Bananen, die machen mich wortgewandter als die portugiesischen! Von portugiesischen Bananen halte ich im Übrigen ohnehin nichts, von denen bekomme ich Sodbrennen.“ Damit legte er auf, drehte sich um und schlief ein. Um 8:00 Uhr piepste sein Funkwecker, Karl-Ernst wankte schlaftrunken zum Kühlschrank und griff sich eine Leberwurst, eine saure Gurke und eine Packung Marzipanrohmasse, dann goss er sich ein Glas Cola ein, in dem er seine tägliche Vitamintablette auflöste. Er stopfte alles in eine Plastiktüte und schlurfte grunzend zum Auto, wo er den Löffel unter dem Gaspedal hervor kramte und die Leberwurst zu löffeln begann. Mit der sauren Gurke schaltete er die Börsennews im Radio an: „Taiwan: Auf Drängen der Bundesregierung wurden die Umweltbestimmungen drastisch verschärft, Analysten erwarten einen deutlichen Preisanstieg bei der durch den hohen Ölpreis ohnehin schon gebeutelten Synthetiktextilbranche.“ – „Sabberndes, stinkendes, Ökoradieschen fressendes Kommunistenpack!“, schrie Karl-Ernst und quetschte die Gurke, bis Sie in seiner Hand zerplatzte. Er trat wutschnaubend das Gaspedal durch, raste quietschend um die Ecke, wobei er beinahe einen Laternenpfahl und einen Schülerlotsen umgefahren hätte. Allein der Sportlichkeit des Schülerlotsen war es zu verdanken, dass dem nicht so war. Als Karl-Ernst den Mercedes in seiner Privatgarage geparkt hatte, zupfte er seinen rot karierten Pyjama zurecht; dann bestieg er seinen Privatfahrstuhl. Bis er oben ankam, hatte er seinen Schnurrbart gezwirbelt und seine Brille poliert. Oben angekommen, herrschte er seine Sekretärin durch die Sprechanlage an, sie solle ihm sein Rasierwasser bringen. Wie jeden Morgen betrachtete er vierzehn Minuten später (samtweich rasiert sowie geduscht an Körper und Mund) wohlwollend den fast echten Rembrandt. Er zupfte an seinen durchs Hemd scheinenden Hosenträgern, um das Knallen auf seiner Haut zu spüren. Nun aber war es an der Zeit, im ästhetischen Produkt- management nach dem Rechten zu schauen. Plötzlich stieg ihm Aloe-vera-Haarbalsamgeruch in die Nase – sein PR-Berater musste hier irgendwo sein! „Bleiben Sie mir mit Ihren Werbespots vom Hals! Udo, ich werde mir nicht vor laufender Kamera eine Hose anziehen, denn, wie Sie sehr gut wissen, trage ich keine Unterwäsche!“ Udo krabbelte auf allen Vieren aus der Kaffeeküche. „Was machen Sie da unten Udo Wutzki? Wollen Sie mir die Füße küssen?“ Karl-Ernst hielt sich seinen überdimensionierten Bauch vor Lachen und auch seine Hosenträger freuten sich über den gelungenen Scherz. „Ich suche meine Kontaktlinsen, Herr Vorsitzender“, murmelte Udo in seinen Kinnbart, „ich habe ein neues Konzept ausgearbeitet! Vergessen Sie den Werbespot, Herr Vorsitzender. Zur Demonstration Ihrer Gutherzigkeit, schlage ich die Gründung einer Selbsthilfegruppe für Sektenaussteiger vor!“ Mit einem nervös zuckenden, aufgesetzten Grinsen klopfte Udo Karl-Ernst auf die Schulter. Ihm rann ein großer Tropfen Aloe-vera-Haarbalsam-Schweißgemisch die Wange hinunter. „Na schön, ich habe jetzt keine Zeit!“ Und das war keine Ausrede, sondern die Wahrheit, denn in dreißig Minuten sollte seine Telefonkonferenz mit dem kommunalen Hosenbeauftragten Egon Knopf beginnen, und bis dahin musste das ästhetische Produktmanagement frist- und formgerecht diszipliniert werden. Karl-Ernst zupfte noch mal seine Krawatte zurecht, denn ein gepflegtes Erscheinungsbild ist für das souveräne Auftreten eines Geschäftsmannes auch oder gerade am Telefon unerlässlich. „Herr Walter? Herr Knopf ist jetzt zu sprechen, ich stelle Sie durch!“, flötete Silvana durch die Sprechanlage. „Guten Tag, Herr Knopf!“ – „Guten Tag, Herr Walter!“ – „Wie geht es Ihnen, Herr Knopf? Ich möchte gerne mit Ihnen über einheitliche Hosenschnitte und somit über Monopolmuster, die selbstverständlich meine Firma bereitstellen würde, sprechen. Einheitliche Hosenschnitte wären kostengünstiger für die Produktion und jeder Kunde hätte bei wirklich jeder Hose die gleiche Konfektionsgröße. Wäre das nicht kundenfreundlich und ökonomisch zugleich?“ – „Tut mir Leid, Herr Walter, ich habe einen Tinnitus und verstehe Sie sehr schlecht, aber ich nehme Ihre Einladung an, in kostengünstigen Hosen mit einer Konfektionsgröße mit Ihnen Monopoly zu spielen! Weiteres besprechen Sie bitte mit meiner Frau und Vorgesetzten, der Landeshosenbeauftragten Sieglinde Knopf-Loch. Ich wünsche Ihnen noch einen angenehmen Arbeitstag und auf Wiederhören!“ Kaum war die Konferenz so abrupt beendet, lief Karl-Ernst vor Wut rot-lila an und schrie: „Dieser zugeknöpfte, Ohren                                         7 vergessende Vollblut-Infantilist!“, und warf einen Aschen- becher in Richtung Tür, die gerade von Silvana geöffnet wurde, sodass der Aschenbecher Silvanas linkes Ohrläppchen nur um Millimeter verfehlte. „Und Sie, Sie kommen rein, ohne anzuklopfen. Monopoly spielen will er, als ob ich hirnverbrannte Möchtegernpolitiker einladen würde. Ich spiele nicht, mir geht es ums Geschäft!“ Er hielt inne… „Hosenträger!“ Mit atemberaubendem Tempo weiteten sich seine Pupillen, jegliche Farbe wich aus seinem Gesicht und seine Nasenflügel bebten. „Hosenträger, was tut ihr hier? Hört auf, meinen Rembrandt anzustarren, er gehört mir! Mir! Mir! Mit einer hektischen Bewegung, die ihm im wachen Zustand zu sportlich gewesen wäre, riss er das Bild von der Wand und presste es an seine Brust. Das Heulen der Alarmanlage riss ihn jäh in die Wirklichkeit zurück. „Was? … Wie? … Wo ist mein Rembrandt? Silvana? Ein Dieb! Ein Dieb hinterher, Frau Schmalfuß! Packen Sie ihn!“ – „Sie halten ihn im Arm, Herr Walter! Was war los? Was war mit Ihren Hosenträgern?“ – „Mit meinen Hosenträgern? Das waren nicht meine! Haben Sie sie nicht gesehen? Sie schwebten mitten im Raum!“ – „Ich hätte doch brasilianische Bananen nehmen sollen“, stellte Silvana fest. „Ich mache Ihnen besser einen neuen Kaffee, der hoffentlich nicht halluzinogen wirkt.“ Verwirrt sackte Karl-Ernst in seinem Chefsessel zusammen und beobachtete mit starrem, ungläubigem Blick, wie sich sein Büro mit vermummten, schwer bewaffneten Sicherheitskräften füllte, die nicht recht wussten, auf wen sie ihre Waffen richten sollten. Sie schienen sich eine Ewigkeit lang anzustarren, bis Silvana mit einem frischen, dampfenden Bananenmilchkaffee erschien und die Sicherheitskräfte anwies, das Bild wieder ordnungsgemäß an die Wand zu hängen. Nach dem ersten Schluck Kaffee hatte Karl-Ernst seine Fassung wiedergewonnen. „Das Bild hängt schief!“, herrschte er die redlich bemühten Sicherheitsbeamten an und knallte dabei den Kaffee dergestalt auf seinen Mahagonischreibtisch, dass gleich ein ganzer Stapel Bewerbungsunterlagen vom Kaffee überschwemmt wurde.                                         „Herr Walter? Wollen Sie sich nicht einen Tag freinehmen?“, fragte Silvana vorsichtig. „Ich? Mir freinehmen? Warum?“, antwortete Karl-Ernst gereizt, wobei er die Bewerbungs- unterlagen mit einer weiteren Ladung Kaffee versah. Entschlossenen, doch nicht sportlichen Schrittes verließ er sein Büro, um endlich das ästhetische Produktmanagement durch seine Schimpftiraden zu motivieren. Dem noch immer auf der Kontaktlinsensuche befindlichem PR-Berater hart in die Rippen tretend, setzte er seinen Weg fort. „Verzeihung, ich habe Sie nicht gesehen!“, grunzte er über die Schulter. Fünf Sekunden nachdem Karl-Ernst Walter die Tür zum ästhetischen Produktmanagement geöffnet hatte, hatten sich die fünfzehn Mitarbeiter der Abteilung der Größe nach geordnet in Reih und Glied aufgestellt. Sein Blick fiel auf einen Monitor, der ausgesprochen bunt wirkte. „Was ist das? Wer arbeitet an diesem Schreibtisch?“, zischte er mit einem sadistischen Grinsen. Der Zweitgrößte meldete sich kleinlaut. „Stabhochsprungsimulation? Sie simulieren Stabhochsprung? Unter meinem Dach? Nun, Sie sind entlassen! Ich wollte Sie ohnehin entlassen, weil Sie der größte Stümper der Abteilung sind! Aber das ist kein Lob für euch! Ihr seid auch alle Stümper!“ Damit drehte er sich um und stapfte von dannen. Nun war es an der Zeit, ein paar Bewerber abzulehnen! „Den nehmen wir nicht! Die Bewerbungsunterlagen sind ja völlig mit Kaffee besudelt!“ Darauf ließ Karl-Ernst ein wieherndes Lachen vernehmen. „Hier ist der Schriftsatz zu dynamisch! Silvana schicken Sie den Beiden das Ablehnungsschreiben Unhöflichkeitsstufe 2! Und. Was ist das?“, mit spitzen Fingern steckte er das nächste Bewerbungsschreiben in den Turboschredder. „Er spielt Hockey! Unhöflichkeitsstufe 3 natürlich! Und hier … mein Gott ist die hässlich! Außerdem hat sie eine 2 in Sport! Auch Unhöflichkeitsstufe 3!“ Damit lehnte er sich genüsslich zurück und wies Silvana an, ihm seine Zigarre anzuzünden. „Gleich ist es 12:00 Uhr, Herr Walter. Die Thronträger holen Sie in fünf Minuten zur Betriebsversammlung ab.“ Kurz darauf betraten sechs, ihre Muskelpakete als Fett tarnende, Thronträger samt Thron sein Büro. Karl-Ernst ließ sich auf den purpurnen Samtkissen nieder. „Marsch, marsch, meine Herren und bitte schwanken Sie nicht wieder so, das letzte Mal war ich seekrank.“ „Guten Morgen!“, begann Karl-Ernst, nachdem ihn die Thronträger auf einem Podest im gut gefüllten Versamm- lungsraum abgesetzt hatten. „Sie, Sie da in diesem geschmacklosen roten Pullover, Sie waschen mein Auto. Und Sie da meine Wäsche, die können Sie sich am Infostand abholen. Bitte alles auf links bügeln und meine Socken können Sie auch gleich stopfen. Und Sie da hinten, Sie reparieren meinen Fön und Ihr Freund geht für mich einkaufen, und zwar Lübecker Marzipan aber in Form von Rohmasse, Coca Cola aber nicht light und zwei Glühbirnen für 60 Watt und eine Peitsche. Und morgen ist Langarbeitstag, wir beginnen zwei Stunden früher und wer zu spät kommt, dem wird die Lohnfortzahlung im Krankheitsfall gestrichen. Aber nun singen wir unser Lieblingslied, die Hosen AG-Hymne: Mal für sie Mal für ihn Hosen um sie anzuziehn Unsere Hose jedem passt Der den neusten Trend erfasst Mal für ihn Mal für sie Solche Hosen gab’s noch nie Hosen für den dicken Bauch Gibt’s bei unsrer Firma auch Oh wie schön Oh wie nett Ist Herr Walter – so adrett Unsere Arbeit macht uns Spaß Drum gibt unsre Firma Gas!                                        Karl-Ernst grunzte befriedigt und ließ sich in die Mittagspause tragen. „Na, na meine Herren“, gluckste er mit einem fast sympathischen Grinsen zu seinen Schweiß beperlten Trägern. „Nicht doch jetzt schon schlappmachen! Sie haben wohl zu viel Gemüse gegessen! Langen Sie nur zu heute, es gibt Sülze, das gibt Kraft!“ Karl-Ernst stockte der Atem: Dort hinten, hinter all den fröhlich schnatternd, Buttercremetorte mampfenden Angestellten sah er etwas Grünes. „Was ist das?“, herrschte er den Inhaber dieser unmöglichen Substanz an. Der Angestellte lachte gekünstelt: „Meine Frau – haha – sie – nun – sie hat ja keine Ahnung! Wahrscheinlich hat sie meine Frühstücksbox mit der unseres Kaninchens verwechselt!“ – „Trennen Sie sich von ihr! Die ist kein Umgang für Sie!“ Mit einem riesigen Berg Sülze, in dem eine saure Gurke steckte (saure Gurken waren aufgrund der Tatsache, dass sie seine einzige Kindheitserinnerung darstellten, das einzig erlaubte Gemüse in der Kantine), verzog er sich in seinen abgetrennten Kantinenbereich. Mit einem zufriedenen Schmunzeln über die nahrhafte Verpflegung in seiner Kantine ließ er sich auf seinen gepolsterten Stuhl plumpsen. Die getönte Scheibe, durch die er seine Mitarbeiter beobachten konnte, begann plötzlich und unaufhaltsam sich auf ihn zuzubewegen. „Das liegt am Hunger!“ Hastig wollte er mit seinen Clips nach Messer und Gabel greifen, doch seine Arme pendelten elastisch rechts und links am Stuhl hinab! So musste sich ein Hosenträger fühlen, wenn er versuchte Sülze zu essen! In letzter Verzweiflung warf er seinen Oberkörper nach vorn und versenkte sein Gesicht in dem Berg von Sülze. Die Sülze in der Nase brachte ihn wieder zu Sinnen und er aß mit umso größerem Appetit, die Gefühlswelt der Hosenträger schnell vergessend. Nach dem Genuss von zwei Stücken Buttercremetorte und einer Portion Mousse au Chocolat stolzierte er Richtung Büro. „Sie haben noch Sülze am Ohr!“, begrüßte ihn Silvana. „Ist gut!“, grunzte er und ging dann in sein Büro, um das Wall Street Journal zu lesen. Kaum zwei Sekunden später warf er es an die Wand. „Diese Stümper! Alle sind Stümper, die Schlankheitsfanatiker, die Politiker, die Hosenbeauftragten, die Postboten, die Schülerlotsen, die Toupetträger, die Sozialarbeiter, die Grundschullehrer, ach alle, alle sind Versager, wie der PR-Berater, der wie eine Kröte auf dem Boden rumkriecht. Nur sein Lied, das war gut“, unwillkürlich begann er zu summen und später seine Lieblingsstrophe zu singen, die inoffizielle: Eng am Bein Weit am Bauch Zwickel stör´n den Sportler auch Hose, die ein jedem passt Dem der blöde Sport verhasst. Apropos, seine neue Idee war gar nicht so schlecht. Wie war sie doch gleich? Ach ja, die Selbsthilfegruppe für Sektenaussteiger. Da kann man bestimmt eine Menge über Manipulation lernen. In der Sozialen Marktwirtschaft war Manipulation schließlich wichtig, um erstere abzuschaffen. Um Leuten wie diesem Knopf und dieser Knopf-Loch seine Meinung aufzuzwingen, bedurfte es der ausgefuchstesten Tricks. „Herr Wutzki“, röhrte Karl-Ernst in die Sprechanlage, „in mein Büro, sofort!“ Nach 17 Sekunden klopfte es an der Tür. „Herein, ich habe nicht ewig Zeit! Ach Herr Wutzki, besorgen Sie mir Sektenaussteiger in ausreichender Zahl. Sie sollen sich morgen um 10:00 Uhr in dem Raum neben der Empfangshalle einfinden und den sollten Sie bis dahin entrümpelt und gestrichen haben – grau kariert wie meine Konkurrenten-Beerdigungs-Krawatte. Das war’s!“ Der nächste Morgen begann mit einer Katastrophe: Sein Hosenträger hatte es auf ihn abgesehen und verpasste ihm ein blaues Auge. „Guten Morgen!“ Karl-Ernst bemühte sich um Freundlichkeit, doch es klang heuchlerisch, weil es so ungewohnt war. Fünfzehn verängstigte Menschen jeden Alters starrten ihn an. Woran mochte das wohl liegen? An seinem

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