Jennifer Lehr
Stranger 2905
Sci-Fi Roman 202 Seiten
ISBN 978-3-942849-26-5 12,90 €
Es ist der Anfang vom Ende der uns bekannten Welt. Bisher nicht für möglich gehalten, gezüchtete Soldaten machen sich daran, sich alles Untertan zu machen, oder zu vernichten. Die Stranger. Amerika wurde praktisch über Nacht von ihnen ausgerottet. Verzweifelt versuchen Regierungen mit Atomsprengköpfen die Gefahr einzudämmen, vernichten damit aber nur die eigene Bevölkerung und zerstörten ihr Land. Afrika fällt als nächstes. Dort, wo die Stranger marodierten gibt es kein Entkommen mehr, und die wenigen Menschen, die sich retten können, fliehen nach Europa oder Asien. Millionen weitere Soldaten wurden infiziert. Australien, Südamerika, alles wird von ihnen überrannt und die Bevölkerung der Erde schrumpft unaufhörlich. Von einst fast acht Milliarden Menschen bleiben nur knapp zwei Milliarden übrig …
Das ist “Stranger 2905”
Und hier noch ein kleiner Einblick in das Innere dieses spannenden und unterhaltsamen Buches.
LESEPROBE:
2045 n. Chr.
Granaten flogen und es war schrecklich laut. Das Klimpern der Gewehrkugeln, die zu Boden fielen, lenkten mich davon ab, dass meine Mutter laut nach mir rief. Ich erinnere mich. Sie lief vor, aber drehte sich immer wieder zu mir um, als die SDU uns wegbrachte. Überall waren Soldaten, Männer und Frauen, bewaffnet mit den unterschiedlichsten Waffen und Granaten. Ihre Funkgeräte glühten förmlich und durch sie konnte man es zusätzlich noch schießen hören.
„Liz, mein Schatz, hier rüber!“, schrie meine Mutter und ich versuchte mit meinen kleinen Füßen, ihr zu folgen.
Immer wieder rissen uns die Soldaten auseinander und ich verlor meine Familie aus den Augen. Orientierungslos sah ich mich um, als ein lauter Rums durch die Luft ging und eine fürchterlich heiße Welle mich traf. Eine Granate war zu früh losgegangen und der laute Knall betäubte meine Ohren. Von der Wucht der Explosion getroffen, flog ich in das nächste Gebäude, direkt durch das gläserne Schaufenster von Mr. Salvatores Geschäft. Er verkaufte einst schöne Kleider, aber jetzt stand dort nicht einmal mehr eine einzige Schaufensterpuppe. Die Räume waren alle leer und die großen Fenster wurden mit Zeitungen begeklebt, so als hätte sie das vor den Granatensplittern geschützt.
Als ich zu mir kam, stand ein großer Mann vor mir, der sich zu mir hinunter beugte. Nur schemenhaft und in Begleitung eines ohrenbetäubenden Piepens konnte ich ihn verstehen.
„Captain, hier ist ein Mädchen, sieben oder acht Jahre alt. Sie ist schwer verletzt, ich glaube, sie schafft es nicht“, sprach der Soldat betrübt durch das Funkgerät an seiner Schulter und sah mich mitleidig an.
Die Splitter der Granate hatten mich am Rücken erwischt und schwer verbrannt, aber ich spürte nichts. Ich war so erschrocken, dass mein Körper das völlig ausblendete und ich nur immer weiter den Soldat vor mir anstarrte. Ich konnte nur noch seine Stimme hören, gefolgt von diesem schrecklichen Piepen, welches von der Granate verursacht worden war.
„Lasst sie liegen und kehrt zum Einsatzstützpunkt zurück. Der Helikopter ist in zehn Minuten da. Zone 17 wird aufgeben!“, befahl ihm eine männliche Stimme durch das Funkgerät und der Soldat sah mich an.
Kurz schien er zu überlegen, lief aber weiter und ich ließ meinen Kopf auf den harten Plattenboden sinken, da ich mich schon auf den Tod vorbereitete. Ich war verletzt, alle flüchteten und so viele gingen mir schon voran. Ich hörte die Stimme meiner Mutter nicht mehr und begann leise zu weinen. Der Schmerz kämpfte sich langsam zu meinem Verstand hindurch, und obwohl ich erst neun war, begriff ich schnell, dass mein Ende gekommen war.
„Scheiße …“, fluchte es plötzlich neben mir und der Soldat kehrte doch um. Er hob mich hoch und lief zu seinen Kameraden zurück.
„Thompson, was soll das? Es hieß du sollst sie liegen lassen. Sie behindert uns nur“, hörte ich einen weiteren Soldaten sagen.
„Sie ist noch ein Kind!“, schrie der junge Soldat, der jetzt einen Namen hatte, und trug mich aus dem Gebäude in dem der Kampf weiter anhielt.
„Wie heißt du Kleine?“, fragte er mich, während mein Blut an seiner tarnfarbenen Uniform hinunter lief.
„Es tut so weh“, wimmerte ich und konnte plötzlich nicht mehr klar denken.
Die braunen Augen des Soldaten sahen zu mir und er holte mit seiner rechten Hand eine Spritze aus seiner Tasche. Mit seinen weißen Zähnen zog er die Schutzkappe ab und strich mein braunes Haar aus meinen Nacken. Er stach sie mir direkt in den Hals, aber ich spürte den Stich nicht einmal wirklich, da mein ganzer Körper begann zu schmerzen.
„Das wird deine Schmerzen lindern, zumindest für den Moment“, beruhigte er mich.
Er setze mich aufrecht und hielt meinen Rücken mit seinem linken Arm fest und band meine Beine an seinen Oberschenkel, damit er mich nicht verlieren würde. Mit dieser Methode konnte er immer noch schießen und die Umgebung beobachten und musste mich nicht mit beiden Händen tragen.
„Wie heißt du?“, fragte er mich erneut, als er mit seiner Einsatztruppe das Gebiet durchstreifte.
„Liz,… Lizzie“, stöhnte ich und spürte jeden Schritt, den er machte.
„Lizzie? Okay Lizzie, wir werden jetzt etwas rennen müssen. Meinst du das geht?“
„Aber ich laufe doch gar nicht“, antwortete ich verwirrt auf seine Worte, da ich an ihn angebunden war.
„Schlaues Mädchen, aber ich werde rennen müssen und die Bewegung könnte dir wieder etwas weh tun“, sagte er sanft und rannte in ein Nachbargebäude, quer über die Straße.
In der Umgebung wurde es wieder lauter und die Soldaten schrien wild durcheinander. In Häusern gingen Sprengsätze hoch. Steine und Staub nebelten uns immer wieder ein, aber alles was ich hörte, war der Herzschlag von Soldat Thompson. Einmal schneller und dann wieder ruhiger. Zwischen drin schoss er ein paar Mal und lud sein Gewehr nach. Aus dem Augenwinkel konnte ich seine langen schwarzen Wimpern sehen und wie schnell und bedacht sich seine Augen bewegten.
„Thompson, der Retter von Witwen und Waisen“, sagte plötzlich eine junge Soldatin neben uns lachend, klopfte ihm auf die Schulter, wobei er ihr Lachen erwiderte.
„Gib es zu Cornelli, das macht mich nur um so anziehender für dich“, antwortete der Mann, der mich trug, und selbst ich verstand diese Anspielung schon.
Wieder verließen wir ein Gebäude und rannten durch einen Kugelhagel. Cornelli sicherte Thompson den Weg, soviel konnte ich mit meinen müden Augen sehen und auch die Stranger sah ich. Dunkle Gestalten eingehüllt in schwarze Anzüge. Die roten Augen, Sensoren ihrer Schutzhelme, sahen direkt zu uns, und wenn ich hätte laufen können, ich wäre erstarrt. Ihre Waffen waren ähnlich den unseren, aber sie versuchten, so wenige Menschen wie nötig damit zu töten, vielmehr rissen sie sie lebendig auseinander und tranken deren Blut, während sie meine Heimat überrannten.
„Diese Schweine wollen einfach nicht sterben“, schrie Cornelli, während sie den Rückzug weiter sicherte.
Vier weitere Soldaten halfen ihr dabei.
Plötzlich spürte ich einen Widerstand und einen kräftigen Windzug. Der versprochene Helikopter landete etwas entfernt von uns und Thompsons Herzschlag wurde wieder ruhiger.
„Da ist er“, flüsterte er mir zu und ich versuchte, meinen Kopf zu drehen.
„Meine Mama …“, wimmerte ich in einem leisen Ton, und Thompson sah auf mich hinunter.
„Keine Sorge, die wird mit einem anderen geflogen sein“, antwortete er, obwohl er wusste, dass es keinen anderen gab.
Thompson drehte sich zu den anderen um und winkte sie herbei.
„Schluss für heute, Leute. Machen wir, dass wir aus diesem Höllenloch rauskommen“, schrie er Cornelli zu, die in den von den Granaten aufgewirbelten Staub starrte.
Plötzlich traten über zwanzig Stranger aus diesem Nebel und visierten mit ihren roten Lasern die Soldaten an.
„Scheiße, weg hier!“, schrie Cornelli und rannte an Thompson und mir vorbei.
Es kam mir vor wie in Zeitlupe, dass sie meinen Körper anvisierten und Thompson meinen Kopf schützend hielt und seine Waffe dabei fallen lassen musste. Er kehrte den Stranger den Rücken und sah mich bloß an. Fünfmal hörte ich einen Knall und die Augen von Thompson starrten seltsam ins Leere. Ich spürte, wie die Kugeln in ihn eindrangen und eine fand ihren Weg bis zu mir. Sie kam durch seinen Bauch und blieb in meinem stecken.
Er hustete und starrte mich weiter an. Trotz dessen, dass ihn fünf Kugeln getroffen hatten, rannte er mit mir noch einige Schritte und fiel dann auf mich. Er rollte sich zur Seite und schrie nach Cornelli.
Die junge Frau drehte sich kurz vor dem Helikopter noch einmal um und sie rannte zurück zu uns.
Bis sie bei uns war, waren Thompsons Augen seltsam glasig geworden und ich konnte seinen Herzschlag nicht mehr hören. Blitzschnell schnitt mich Cornelli los und zog mich unter Thompson hervor.
„Was machst du da? Wir müssen los!“, schrie der Pilot und Cornelli hob mich hoch und drückte mich an sich.
„Thompson soll nicht umsonst gestorben sein!“, antwortete sie und rannte zurück zum Helikopter.
Sie warf mich hinein und sprang unter Beschuss hinterher. Ich lag seitlich in dem rettenden Helikopter und konnte Thompson immer noch dort liegen sehen. Einen jungen Soldaten, dem ich alles zu verdanken hatte. Er starb, damit ich leben konnte, und ich konnte ihm nicht einmal mehr danken. Ich hob meinen Kopf, damit ich ihn nicht gleich aus den Augen verlieren würde und plötzlich sah ich, wie er sich vollständig auf den Rücken drehte.
„Er lebt noch“, flüsterte ich mit der wenigen Stimme, die mir noch zur Verfügung stand.
Aber niemand hörte mir zu. Die Soldaten tauschten seltsame Namen und Nummern aus, als wir uns erhoben und ich wollte verhindern, dass sie ihn einfach zurückließen.
„Er lebt noch!“, schrie ich plötzlich, aber Cornelli schüttelte nur mit ihren Kopf und die Tür des Helikopters schloss sich.
Sie ließen ihn zurück und besiegelten damit sein Schicksal.
Eine letzte Granate wurde gezündet, wenige Sekunden nachdem wir in der Luft waren, und jedem war klar, dass Thompson noch einige Stranger mit sich nehmen wollte, bis sein letzter Atemzug getan war.
Wieder begann ich zu weinen und verlor kurz darauf mein Bewusstsein.