Willkommen bei unserer neuesten Idee, einem kostenlosen Buch, dessen Teile ihr zu einem Ganzen zusammenfügen könnt.
Wahrscheinlich bist du ganz zufällig hier gelandet, oder doch nicht? Oder du bist an der falschen Stelle oder was auch immer.
Lies einfach! Für Fragen bitte einfach den oben stehenden Banner anklicken, denn du befindest dich ja in einem Internetbuch.
Für alle die nicht mehr suchen möchten
ten steht auf dem Montmartre die Sacré-Coeur, das Bauwerk, das man in Paris von allen möglichen Orten und Winkeln zu Gesicht bekommt, öfters als den Eiffelturm. Im Osten glänzt die goldene Kuppel vom Hotel des Invalides und noch etwas weiter im Norden die Notre-Dame. Im Südosten hinter dem Parc du Champ de Mars verdirbt der Turm Montparnasse die Sicht. Den Süden darf man mit gutem Gewissen ignorieren. Im Südwesten stehen ein paar neue Hochhäuser rum. Im Westen tummeln sich die Nutten im Bois de Boulogne und im Nordwesten sieht man über den Trocadéro hinweg zum Geschäftsviertel La Défense, eine kleine City in der Ferne.
Als ich rund zwei Jahre alt war, habe ich ab und zu meiner Mutter in der Küche beim Kochen assistiert. Das genaue Alter weiß ich nicht mehr, weil wir, und vor allem auch ich selbst, das folgende Ereignis dieses Tages noch lange zu verdrängen suchten. Mein Unterbewusstsein hat sich aber alles fein und säuberlich eingeprägt, um es später gegen mich zu verwenden. Ich rede noch heute nicht mit meinen Familienangehörigen darüber, eher mit irgendwelchen Kollegen, die mir näher stehen.
Wir pflegten bei jeder Mahlzeit als Vorspeise eine Suppe zu essen, das Lieblingsessen meines Vaters. Sprüche wie: „Kartoffeln fressen die Schweine“, waren bei uns typisches Tischgespräch. Oder :„Wer kein Fleisch isst, ist eh nicht normal.“ Das kam vor allem bei meinen drei Schwestern nicht wirklich gut an.
Eine dieser Suppen brodelte nun auf dem Herd vor sich hin. Aus mysteriösen Gründen trug ich an diesem Tag einen wasserfesten Regenmantel, der mir bis auf Taillenhöhe reichte. Mich nahm brennend wunder, was für eine Suppe es geben wird. War es nun eine Haferschleimsuppe oder ein Kürbisbappenauflauf? Also holte ich mir einen Stuhl um mich genauer zu erkundigen. Nun ist so ein Herd etwas hoch oben für einen kleinen Hosenscheißer, deshalb zog ich mich am nächstgelegenen Gegenstand hoch, das war der Griff der Suppenpfanne. Die flog mir mit samt Inhalt entgegen, es war also doch Haferschleimsuppe. Der Regenmantel wirkte Wunder, die Haferschleimsuppe auf meinen Beinen leider auch. Sofort fing ich laut an zu kreischen. Meine Mutter brach in Panik aus und rannte wild umher. Nach einigen Sekunden holte sie das Auto aus der Garage. Sie zerrte mich aus dem Haus, vorbei am rettenden Brunnenwasser und warf mich in den Kofferraum. Eine Szene die ich noch gut vor Augen habe, wie ich mich im Kofferraum vor Schmerzen herumwälzte. Meine Mutter stieß ein paar Fluchwörter aus, die sie nur in sorgfältig ausgewählten Fällen verwendete.
„Herrgottsternen nochmals“, oder so ähnlich.
Die erste Anlaufstelle war wie immer der Hausarzt im Nachbardorf. Auch als meine jüngste Schwester ein paar Jahre später mit einem Hechtsprung auf einer Betontreppe auftraf und einen Schädelbruch erlitt, gab es zuerst mal vom telefonierenden Vater eins um die Ohren, dann ging es ab zum Hausarzt.
In meinem Fall prognostizierte er Verbrennungen zweiten Grades und so kam ich für ein paar Wochen ins Kinderspital. Die heiße Suppe hatte mir den inneren Oberschenkel verbrüht, der Oberkörper blieb dank Regenschutz verschont. Es musste zusätzliche Haut verpflanzt werden. Warum also nicht an der linken Hüfte etwas entfernen? Da trägt man ja eh meist die Unterhosen darüber. Leider sieht die Stelle wo die Haut entfernt wurde heute schlimmer aus, als die wo die Verbrennungen waren.
Die nächsten paar Monate nach dem Spitalsaufenthalt musste ich einen Druckverband tragen und alle paar Tage bei einem Spezialisten vorbeischauen.
Die Verbrennungen wurden später ein Synonym für ungern ins Freibad gehen, nur im Notfall kurze Hosen tragen und falls doch, dann immer links an jemanden vorbei gehen und beim Liegen Beine kreuzen. Beim Duschen nach den Turnstunden immer in einer Ecke mit der Wand auf der linken Seite stehen. Dass ich somit nie eine Freundin haben werde, war auch klar.
Als Kind vergisst man schnell. Etwas schmerzt und vergeht nach kurzer Zeit wieder. Was zurückbleibt, sind die Spuren der körperlichen und psychischen Wunden, die im Unterbewusstsein wuchern. Man ist infiziert, ein Leben lang, ohne dass man es weiß, die Wunden brodeln im Unterbewusstsein wie Abszesse vor sich hin, und leiten ab und zu in bestimmten Situationen ein Fehlverhalten ans Bewusstsein. Erst wenn das geistige Immunsystem schwach ist, in der Pubertät, sendet die Wunde wieder vermehrt Signale ans Bewusstsein. Die Entzündung produziert Eiter, es baut sich ein schmerzhafter Druck auf, der Abszess bricht kurz auf, der Druck entspannt sich, der Abszess wächst oberflächlich wieder zu, die Ursache ist aber nicht behoben. Der schmerzhafte Eiterdruck baut sich von Neuem auf.
Damit ein Abszess verheilt, muss ihn jemand operativ rausschneiden. Danach muss er über lange Zeit jeden Tag ausgewaschen und neu verbunden werden, damit er von innen her verheilen kann. Diese Methode, auch unter dem Begriff Psychoanalyse verbreitet, ist zwar am Anfang etwas schmerzhaft, hat aber gute Aussichten auf Heilung. So was selber zu machen ist eher schwierig, zu groß sind die Schmerzen ohne Betäubung oder die Angst, selber in der Wunde herumzustochern. Das ist Aufgabe eines Arztes, eines Psychologen oder bei ganz großen Verwundungen, eines Psychiaters.
In meiner Kindheit wurde ich mehrmals infiziert.
CHAMPS ELYSÉES
Am zweiten Tag wacht er mit einem Kran in der Hose auf. Zur Entspannung der Lage, stellt er sich die Rezeptionistin vor. Sie klopft und möchte wissen, ob er jetzt wirklich schon am Donnerstag abreist.
„Oui, est-ce que je peux faire l’amour avec vous?“
„Mais, bien sûr!“
Prompt zeigt er ihr einige Zungentricks, bis sie unter extremem Gestöhne kommt. Dann steckt er seinen Charly in sie.
´Verdammt nochmals, er ist immer noch nicht befriedigt. Also, wen gibt es sonst noch so? Heidi Klum und … es gibt einfach zu wenig geile Weiber. Vielleicht noch, ah, Laetitia Casta, die wohnt bestimmt gleich um die Ecke. Also, Heidi lutscht an meinem Charly und Laetitia küsst mich und fingerfickt sich dazu´, denkt er.
Nach einer weiteren Minute ist er endlich erfolgreich.
´Na, wird aber auch Zeit! Immer diese scheiß Zeitverschwendung. Aber das muss wohl oder übel so sein. Sonst stinkt man die ganze Zeit nach Fisch. Oder nicht auszudenken, wenn ein Girl mit engem Top oder knappem Röckchen vorbeihuscht und sich das ganze Blut abrupt zwischen den Beinen versammelt. Nach Maslowsky gibt es ohne Sexualität ja auch keine Selbstverwirklichung, basta´, denkt er.
Jetzt will er schleunigst zum Morgenessen, damit noch möglichst wenige Leute da sind. Er steigt die Treppe hinunter, vorbei an der Rezeption.
´Die Schlampe lässt sich kein bisschen anmerken, dass sie gerade noch bei mir oben war!´, denkt er.
Er geht weiter und erreicht über eine Wendeltreppe den Keller. Von der letzten Stufe ist man nach zwei Schritten am Morgenbüffet. Auf einem Tisch stehen Orangensaft, Milch und irgendein weiterer undefinierbarer Saft. Der Kaffeekrug steht rechts vom Tischrand. Cornflakes und ein Trockenmüsli hängen an der Wand hinter dem Tisch, in Plastiktüten ist Zwieback verpackt. Dahinter liegen kleine Butter-, Konfitüre- und Käseportionen.
Er hat Glück, nur ein Ehepaar ist beim Frühstück im selben Raum wie das Buffet. Also geht er in das zweite, noch leere Zimmer. Der Raum ist nicht viel größer, aber er gefällt ihm, sieht aus wie ein weißer, kurzer Tunnel mit bogenförmigem Gewölbe und mehreren Lichtern direkt an den Wänden. Zwischen den Lichtern stehen ein paar grüne Plastikpflanzen rum. Er quetscht sich hinter einen Tisch in der Ecke.
Die Bedienung kommt angewatschelt. Schwarze, kleine Frau, wohl so um die vierzig, mit ein paar Extrapfunden. Schwarze Hosen, natürlich, der Trick der Frauen um einen zu großen Arsch zu vertuschen.
„Bonjour, une ou deux croissons?“, fragt ihn die Bedienung.
´Ups, jetzt hat sie mich was gefragt. Wäre wohl etwas unhöflich, sie zu ignorieren? Tja dann …´, denkt er.
„Bonjour, deux s’il vous plaît.“
Sie nickt und läuft davon.
´Mann, gleich beim ersten Versuch verstanden, das war jetzt vielleicht professionell!´, denkt er.
Er steht auf und braucht gerade mal sieben Schritte bis zum Morgenbüffet im anderen Raum. Er schnappt sich ein Glas Orangensaft, eine Portion Butter, Marmelade und Apfelmus, das er hinter der Marmelade entdeckt.
Zurück an seinem Tisch, kommt die Bedienung wieder und stellt ein Brotkörbchen mit zwei Croissants und zwei Paninibroten hin.
„Voilà. Quelle est le numèro de vôtre chambre?“
„Quarant-six.”
´Was soll das denn, jetzt muss ich wohl noch extra bezahlen? Scheiß egal. Das größere Problem ist, dass ich das jetzt alles fressen muss. Falls nicht, kommt sie wohlmöglich wieder mit irgendeiner neuen Frage daher. Oder aber Plan B, ich esse die Hälfte und schleiche mich davon, wenn sie in der Küche beschäftigt ist´, denkt er.
Er beginnt damit, sein Morgenessen zu vernichten. Nach einiger Zeit nimmt ein Pärchen um die dreißig am Nebentisch platz. Mit einem kurzen Bonjour begrüßt man sich. Die zwei reden auf Deutsch miteinander, wahrscheinlich Österreicher.
Die Bedienung bringt ihnen Kipfel und Baguettes und will auch ihre Zimmernummer wissen.
„Forty-five“, antwortet er.
´Ach, die sind das, meine Zimmernachbarn. Die haben mich gestern bei meinem Powernap gestört. Sie wollte irgendwie ins Zimmer und hat sicher sechs oder sieben Mal an die Nachbartür geklopft, bis ich auch wirklich wach wurde. Ich hätte ihr nach dem zweiten Mal schon sagen können, dass ihr Stecher nicht da ist. Wahrscheinlich war er gerade in einer Peepshow im Boulevard de Clichy mit sich selbst beschäftigt´, denkt er.
„Ah, ach, das Café war so schön gestern. Und die Musik, was war das eigentlich genau, Worldmusik oder wie sagt man dem Stil?“, fragt sie mit übertriebener Freundlichkeit ihren Freund.
Sie will wohl besonders nett sein, in ihren gemeinsamen Ferien.
„Ja, weiß auch nicht so genau“, antwortet er.
„Ich habe mir den Namen der Gruppe ja aufgeschrieben, die CD kaufe ich mir.“
´Mann bin ich dankbar, dass ich keine Freundin habe. Ihr Arsch ist zwar nicht schlecht, aber oben kommt das übliche Geplapper raus. Privatsphäre ade, Einengung des freien Willens, Kompromisse eingehen, reden müssen, Mühe geben. Wie hat der arme Kerl das bloß verdient?´, denkt er.
Eine Durchschnittsfrau verwendet 6.000 bis 8.000 Wörter pro Tag. Dazu kommen 2.000 bis 3.000 Tongeräusche und 8.000 bis 10.000 Körpersignale wie Gesten, Gesichtsausdrücke oder Kopfbewegungen. Ein Durchschnittsmann verwendet hingegen nur 2.000 bis 4.000 Wörter, 1.000 bis 2.000 Tongeräusche und 2.000 bis 3.000 Körpersignale. Insgesamt setzt also die Durchschnittsfrau eine Flut von rund 18.500 Kommunikationssignalen gegen den Durchschnittsmann ein, der mit läppischen 7.000 völlig überfordert ist.
Das ist wohl einer der Gründe dafür, weshalb in der Schweiz nach dem Bundesamt für Statistik 45,5 Prozent aller Ehen wieder geschieden werden. Parallel sind zudem von 1980 bis 2000 die Anzahl der Einpersonenhaushalte um 58 Prozent gestiegen.
Damit sich der Durchschnittsmensch überhaupt verlieben kann, musste sich die Natur einige Tricks einfallen lassen. Allerlei Hormonen muss sich unser Körper in diesem Zustand bedienen, um ihn überhaupt erst zu erreichen. Die Hormone werden im Gehirn freigesetzt und gelangen über das Blut zu den Rezeptormolekülen in den Nervenzellen und anderen Zellen, wo sie ihre hinterlistige Wirkung entfalten. Wie sonst könnte es möglich sein, die für andere offensichtliche Hässlichkeit oder Charakterschwächen unseres Gegenübers zu übersehen? Das Sexualhormon Testosteron soll die männlichen Opfer vom Gesicht ablenken und die Aufmerksamkeit mehr auf die Titten und den Arsch lenken. Ähnliches geschieht mit den Frauen, die mit Östrogen versorgt werden, und weiß der Kuckuck auf was beim Mann schauen. Nach dieser Steigerung der Libido vögeln sie erstmal eine Runde, die Teufelsspirale beginnt. Sofort bedient sich der Körper eines weiteren miesen Tricks, das Hormon Oxytocin wird nach dem Orgasmus ins Blut abgesondert, oder auch schon bei bloßen Streicheleinlagen. Es gaukelt uns die tieferen Gefühle wie der Wunsch nach Geborgenheit, Zärtlichkeit oder die körperliche und geistige Nähe zum Partner vor. Langsam aber sicher schließt sich der Strick immer enger und zu allem